Rezension: Ich fürchte mich nicht von Tahereh H. Mafi

Diamond93 | Donnerstag, 30. August 2012 |

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
Sprache: Deutsch

Originaltitel: Shatter Me
Reihe: 1/3
ISBN-10: 3442313015
ISBN-13: 978-3442313013
Preis: 16,99€

Kurzbeschreibung:

Ich habe eine Gabe. Ich bin das Leben. Berühr mich.

»"Du darfst mich nicht anfassen", flüstere ich. "Bitte fass mich an", möchte ich in Wahrheit sagen. Aber wenn man mich anfasst, geschieht Seltsames. Schlimmes.«


Ihr Leben lang war Juliette einsam, eine Ausgestoßene – ein Monster. Ihre Berührung ist tödlich, man fürchtet sie, hat sie weggesperrt. Bis die Machthaber einer fast zerstörten Welt sich ihrer als Waffe bedienen möchten. Doch Juliette beschließt zu kämpfen – gegen die, die sie gefangen halten, gegen sich selbst, das Dunkel in ihr. An ihrer Seite ein Mann, zu dem sie sich unaufhaltsam hingezogen fühlt. Ihn zu berühren ist ihr sehnlichster Wunsch – und ihre größte Furcht ...

Tahereh Mafi ist 24 Jahre alt. Sie wurde als jüngstes von fünf Kindern in einer Kleinstadt in Conneticut geboren und lebt mittlerweile in Orange County in Kalifornien. Nach ihrem Abschluss an einem kleinen College in Laguna Beach studierte Mafi, die acht verschiedene Sprachen spricht, ein Jahr in Spanien. Danach reiste sie quer durch die Welt und fing nebenbei an zu schreiben. "Ich fürchte mich nicht" ist ihr Debüt, mit dem sie die amerikanische Romantasy-Gemeinde und Bloggerwelt im Sturm eroberte. *mehr*


Von diesem Buch hatte ich schon eine Menge gehört, doch erst der Trailer hat mich dazu gebracht, das Buch sofort zu kaufen, statt es irgendwann ein wenig billiger im Internet zu ersteigern. Ich hatte große Erwartungen und sie wurden zum Glück nicht enttäuscht, so wie bei  „Schloss der Engel“.

"Ich denke immer wieder über Regentropfen nach.
Sie fallen vom Himmel, stolpern über ihre Füße, brechen sich die Beine, vergessen ihre Fallschirme, wenn sie heruntertaumeln, einem ungewissen Ende entgegen.
Als entleere jemand seine Taschen über der Erde. Dem es egal ist, dass sie zerspringen, wenn sie den Boden erreichen, dass Menschen die Tage verwünschen, an denen die Tropfen so dreist sind, an ihre Tür zu klopfen.
Ich bin ein Regentropfen."
(S. 13)
Zu Anfang stürzt uns Miss Mafi ins kalte Wasser und der Leser muss keine lange Einführung ertragen. Sehr bald schon lernen wir Adam kennen und das Geschehen nimmt seinen Lauf.
Adam, der in Juliettes  Zelle gebracht wird, weil anscheinend auch mit ihm etwas nicht stimmt. Adam, der Juliette seltsam bekannt vorkommt. Adam der nicht gerade den besten ersten Eindruck hinterlässt.
Doch die gerade einmal siebzehnjährige Juliette hat seit 264 Tagen niemanden mehr gesehen, mit niemandem mehr gesprochen, niemanden mehr berührt. Sie ist seit 264 Tagen eingesperrt, in einer seltsamen Irrenanstalt, die einem wie ein Gefängnis vorkommt.
Die Welt, die Miss Mafi erschaffen hat, war mir vollkommen fremd. Und doch konnte ich mir diese Welt gut vorstellen, da die Beschreibungen von Juliette (Das Buch wird aus ihrer Sicht erzählt) sehr ausführlich waren. Ihre Welt versinkt im Chaos, die Regierung wurde vom „Reestablishment“ übernommen, ist in unzählige Sektoren aufgeteilt, überall herrscht Hunger und Leid. Die Welt wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Es gibt keine Bäume mehr, jedenfalls keine die noch blühen, Blumen scheinen ausgestorben, genauso wie Tiere. Die Luft ist vollkommen verschmutzt und auch gibt es kaum noch Verkehrsmittel. Eine Welt also, die vollkommen zerstört ist.
Während die neue Welt ziemlich genau beschrieben wird, spart Miss Mafi mit äußerlichen Beschreibungen der Charaktere. Juliette wird z.B. immer wieder als wunderschön beschrieben (nicht von sich selbst natürlich, aber von den anderen Charakteren), aber man erfährt kaum etwas darüber, wie sie nun wirklich aussieht. Was ich ein wenig schade fand, denn so konnte ich sie mir kaum vorstellen.
Juliette war, trotz der sparsamen äußerlichen Beschreibungen, ein sehr interessanter Charakter, den ich von Anfang an mochte. Je mehr man im Laufe des Buches über ihre Vergangenheit erfährt, desto mehr leidet man mit ihr. Oft dachte ich mir: „Wie können Menschen nur so grausam sein?“ Denn obwohl Juliette mit bloßen Händen und Berührungen Menschen umbringen kann, ist sie sehr sehr nett. Sie möchte anderen Menschen nichts tun, sie möchte ihnen helfen, obwohl diese sie verabscheuen, obwohl diese sie einsperren und tot sehen wollen. Durch ihre Hilfsbereitschaft, ihre Hoffnungen auf eine bessere Welt, wurde sie zu einer wunderbaren Figur, die man nur mögen konnte.
Auch Adam ist ein faszinierender Charakter. Zu Anfang wurde ich nicht wirklich aus ihm schlau, was mich schon frustrierte, aber wahrscheinlich war das auch gut so. Dann kam ein Moment, wo mir der Mund offen stehen blieb, aber den verrat ich natürlich nicht :)
Nach diesem Schreckmoment, verliebte ich mich regelrecht in ihn. Denn Adam ist der Prinz, auf den beinahe jedes Mädchen wartet. Er kommt zwar nicht auf einem weißen Pferd angeritten und rettet die eingesperrte und von einem Monster bewachte Prinzessin, aber es kommt diesem Klischee schon ziemlich nahe.
Und je mehr die Geschichte ihren Lauf nimmt, desto sympathischer wird Adam einem. Wie auch Juliette hat er keine schöne Kindheit hinter sich, ist aber zu einem  ehrenhaften und guten Menschen herangewachsen. Doch er hat nicht nur einen weichen Kern, sondern auch eine harte Schale. Manchmal kommt er einem  kalt und geheimnisvoll vor.
Besonders, da Miss Mafi mit Erklärungen sparsam umgeht. So weiß der Leser kaum etwas von Juliettes „magischen“ Kräften oder woher diese kommen. Auch stellt sich dem Leser die Frage, warum ausgerechnet Adam sie anfassen kann, wo es doch jeden anderen umbringt.
Und dann gibt es da noch Warner (gerade einmal neunzehn Jahre alt), der vollkommen besessen davon scheint, Juliette zu „besitzen“. Er ist der festen Überzeugung, dass sie zu ihm gehört. Und obwohl er mir total wahnsinnig vorkam, mochte ich ihn. Er wird zwar als der Bösewicht der Geschichte dargestellt, aber dennoch hat er etwas faszinierendes und anziehendes an sich. Auch er hatte eine miese Kindheit, die ihn zu dem Menschen formte, der er heute ist. Machtbesessen, kaltblütig, besitzergreifend und wahnsinnig. Über ihn erfährt der Leser kaum etwas, nicht einmal seinen Vornamen, aber ich könnte mir vorstellen, dass das in der Fortsetzung nachgeholt wird.
Auch andere Charaktere, wie Adams kleiner Bruder James oder Kenji, waren mir äußerst sympathisch. Sie tauchen zwar erst gegen Ende des Buches auf, aber ich mochte sie auf Anhieb. Durch ihre witzige Art brachten mich beide oft zum Schmunzeln :)
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Die Sprache. Sie ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt seeeeehr viele Wiederholungen von Sätzen und von Wörtern. Auch wird einiges sehr übertrieben und durch hunderte von Umschreibungen beschrieben. Desweiteren sind die Kapitel ziemlich kurz, aber das stört nicht beim lesen.
Eine mutige und sympathische Protagonistin, einzigartige und faszinierende Nebencharaktere und eine Welt die sich vollkommen von der Welt unterscheidet, die wir kennen, machen dieses Buch zu einem wunderschönen und lesenswerten Debütroman. Man leidet und hofft mit den Charakteren mit und auch Spannung und Abenteuer kommen nicht zu kurz. Einzig die Sprache, in der das Buch verfasst wurde, ist gewöhnungsbedürftig.
Deshalb vergebe ich: 4,5 von 5 Schneeflocken





Der zweite Teil soll am 5. Februar 2012 unter dem Titel UNRAVEL ME auf Englisch erscheinen.
Hier die Website der Autorin für weitere Infos: http://www.taherehmafi.com/


2 Kommentare:

  1. Auch wieder ein Buch, über das ich jede Menge gute Kritik höre.
    Wird es sich dabei um eine Trilogie handeln?

    Liebe Grüße
    Kathi

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    1. Laut der offiziellen Seite der Autorin: JA!
      Auch soll ein Novel über Warner erscheinen :)

      Liebe Grüße zurück
      Sibel

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