Rezension: Der Himmel in deinen Worten von Brigid Kemmerer

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten

Verlag: HarperCollinsGermany

Sprache: Deutsch
Original Titel: Letters to the Lost
Reihe: 1/2

Preis: 16,00€

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Immer hat Juliet Briefe an ihre Mutter geschrieben – selbst nach deren Tod vor Monaten hinterlässt sie ihr Nachrichten am Grab. Eines Tages findet sie eine Antwort – von einem Jungen, der genauso verzweifelt ist wie sie. Spontan schreibt sie zurück, und der Gedankenaustausch wird ihr zunehmend wichtiger. Doch dann erfährt Juliet, wem sie ihre tiefsten Gefühle offenbart hat. Sie kann nicht fassen, dass die Worte, die sie so berührt haben, von einem Loser wie Declan stammen. Oder ist seine raue Fassade nur ein Schutz, hinter dem sich eine verletzliche Seele verbirgt?

Brigid Kemmerer denkt sich Geschichten aus, seit sie auf der Highschool war. Sie schreibt, wo immer sie einen Platz zum Sitzen findet, je mehr Lärm, desto besser. Das ist auch gut so, denn sie hat vier Söhne zwischen Kleinkind- und Teenageralter und daher eher geringe Chancen auf stille Stunden. Sie lebt in der Nähe von Baltimore. *mehr*

Juliet hat schon immer mit ihrer Mutter Briefe ausgetauscht und selbst nach dem Tod ihrer Mutter bei einem Autounfall mit Fahrerflucht, schreibt Juliet ihr immer noch Briefe und hinterlässt sie an ihrem Grab. Sie erzählt von der Leere in ihrem Leben, von der Verzweiflung. Eines Tages antwortet jemand auf ihren Brief. Und obwohl Juliet zu Beginn wütend ist, wird ihr der Briefaustausch von Brief zu Brief immer wichtiger, denn die Person, die ihr antwortet, scheint ihr ähnlicher zu sein, als sie zu Beginn annimmt.

"Ich lese den Brief noch mal. Schmerz spricht aus jedem Wort.
Und zwar ein Schmerz von der Sorte, die dich Briefe an jemanden schreiben lässt, der sie nie lesen wird. Schmerz, der einen von den anderen abgrenzt. Schmerz, von dem du dir sicher bist, dass kein anderer ihn jemals gefühlt hat."

~ Buch Seite 10 ~

Brigid Kemmerer kenne ich schon von ihrer "Elemental"-Reihe, die ich vor Ewigkeiten gelesen und geliebt habe. Ich liebe ihren lockeren Schreibstil, ihren Wortwitz, ihre Charaktere und die Emotionen, die sie bei mir beim Lesen auslöst. Ich hatte große Erwartungen an "Der Himmel in deinen Worten" und wurde nicht enttäuscht. Von der ersten bis zur letzten Seite hatte mich Brigid Kemmerer in ihrem Bann.

Angefangen bei der Protagonistin Juliet. Ihre Trauer über den Verlust ihrer Mutter konnte man sehr gut nachvollziehen und mitfühlen. Sie hat ihre Mutter, die Fotografin war und für ihre Kriegs-Fotos bekannt war, vergöttert. Sie wollte in ihre Fußstapfen treten, wollte so tapfer und begabt sein, wie sie. Doch nach ihrem Tod hat sich Juliet zurück gezogen, fotografiert nicht mehr und kann sich allgemein für nichts begeistern. Ich kann mir nur vorstellen, was Juliet durchmacht, doch beim Lesen wurde ich sehr emotional und musste selbst die ein oder andere Träne verdrücken.

Juliet und Declan sind zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere, die eigentlich nur ein Tag miteinander verbindet. Der Todestag von Juliets Mutter ist nämlich auch der Tag, an dem sich Declans Leben verändert hat. Declan ist ein "Loser", einer der angeblich immer Ärger macht und aus dem sowieso nie etwas werden wird. Er hat mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen und trägt eine große Last auf den Schultern. Seine Art und sein Verhalten hat mich von Anfang an fasziniert und ich wollte unbedingt mehr über ihn erfahren.

"Soll ich dir nicht helfen?"
Er lächelt versöhnlich. "Wenn du nicht mit deinen Vorurteilen beschäftigt bist, kannst du beinah witzig sein."
"Du hast Glück, dass ich dich nicht trete, während du da unten liegst."
Sein Lächeln verschwindet, aber sein Blick ist weiterhin auf das gerichtet, was immer er da gerade tut.
"Das versuch mal, Kleine."

~ Buch Seite 152 ~

Das beide Briefe austauschen, ohne zu wissen, mit wem sie da eigentlich ihre Gedanken und Gefühle teilen, war für mich sehr interessant. Es scheint, als würde man sich einer fremden Person besser öffnen, als seinen engsten Vertrauten. Je mehr Briefe ich las, desto mehr wuchsen mir Juliet und Declan ans Herz. Die Freundschaft, die zwischen den beiden entsteht war einfach schön mitzuverfolgen und hat mich beim Lesen sehr berührt.

Auch die Nebencharaktere haben es in sich und geben diesem Buch noch den Feinschliff. Besonders Rev, der beste Freund von Declan, hat es mir angetan. Ich bin sehr froh, dass seine Geschichte am 01.08.2018 unter dem Titel "Worte, die leuchten wie Sterne" erscheinen wird. Auch fand ich einige Personen in diesem Buch sehr liebenswert, wie z.B. Declans Englischlehrerin, die ihn nicht aufgegeben hat, obwohl er sich ständig kalt und abweisend verhalten hat. Das zeigt auch, das es wichtig ist, anderen zu zeigen, dass man an sie glaubt, auch wenn sie selbst es in dem Moment nicht tun und sie unterstützt, auch wenn sie einen von sich stoßen.

Desweiteren fand ich die Message, die in diesem Buch steckt, sehr schön: Man soll Menschen nicht durch Vorurteile abstempeln, die man von ihnen hat. Man kann nie wissen, was jemand gerade in seinem Leben durchmacht und man sollte sich Mühe geben, jemanden besser kennen zu lernen, bevor man über ihn urteilt.

"Ich weiß nicht, was die Message dieser Geschichte ist, außer vielleicht, dass man manchmal an einen Punkt kommt, an dem es einfach zu wehtut und man zu allem bereit ist, nur um diesen Schmerz loszuwerden.
Und zwar selbst dann, wenn es bedeutet, dabei jemand anderem wehzutun."

~ Buch Seite 80 ~

 

Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, wie sehr mich dieses Buch berührt hat. Eine großartige Geschichte über den Tod eines geliebten Menschen, über Verlust, über Schuldgefühle, über Freundschaft, über Vorurteile und über die Kraft, weiter zu machen, auch wenn es einem hoffnungslos erscheint. Ein tolles Buch, dass zum Nachdenken anregt und uns zeigt, dass Worte die Macht haben, einen Menschen zu verändern. Ich bin begeistert und kann euch dieses Buch nur ans Herz legen.

Vielen Dank an HarperCollinsGermany für die Breitstellung dieses Rezensionsexemplares!

Quelle: HarperCollinsGermany